10.5283/pf.24
Schreiber, Wolfgang
Hadersdorfer, Hildegard
Der Einsatz von Antipsychotika in der Behandlung depressiver Erkrankungen. Eine Bestandsaufnahme aus dem Klinikalltag
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum und Universitätsbibliothek Regensburg
2010
610 Medical sciences; Medicine
Arbeitsgemeinschaft Arzneimitteltherapie bei psychischen Erkrankungen
2010-08-25
ger
JournalArticle
text/html
Creative Commons License [CC BY-NC-ND ] http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/
Einleitung: Neuroleptika werden in Deutschland trotz eines aktuell noch sehr begrenzten Zulassungsstatus (Quetiapin – bipolare Depression; Sulpirid – Depression) zunehmend zur Behandlung depressiver Störungen eingesetzt. Mit dieser Studie wollten wir das Therapieverhalten in unserem Hause sowie eventuelle Einflussfaktoren auf unsere Therapieentscheidungen untersuchen. Material und Methode: Über unser Krankenhausinformationssystem wurde die Entlassungsmedikation von 200 Patienten erfasst, die von Januar bis März 2009 mit der Diagnose einer mono- bzw. bipolaren Depression in unserem Haus behandelt wurden. Ergebnisse: Es zeigte sich ein linearer Zusammenhang zwischen der Schwere der Depression und dem Nachweis psychotischer Symptome einerseits sowie dem prozentualen Anteil von Patienten andererseits, die eine zusätzliche Behandlung mit Antipsychotika erhielten: 25% der Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Depression, 42% mit einer schweren, depressiven Episode ohne psychotische Symptome und 90% mit einer schweren, depressiven Episode mit psychotischen Symptomen erhielten eine zusätzliche, antipsychotische Medikation. Dabei lag der Anteil so genannter, atypischer Antipsychotika durchgehend bei ca. 70 %. Schlussfolgerungen: Die Bestandsaufnahme in unserem Haus bestätigt den weltweit zu beobachtenden Trend, depressiven Patienten (zum größten Teil noch immer „off-label“) neben Antidepressiva auch Antipsychotika zu verordnen. Die Verordnung von hochpotenten klassischen Neuroleptika stellt dabei eher die Ausnahme dar. Der größte Teil der Patienten erhält vielmehr eine Augmentationstherapie mit einem atypischen Antipsychotikum (evtl. noch in Kombination mit einem so genannten, typischen Antipsychotikum) oder eine Augmentation mit einem niederpotenten Neuroleptikum. Einflussfaktoren auf die Entscheidung, zusätzlich Antipsychotika zu verordnen, stellen in unserem Hause der Schweregrad der Depression und der Nachweis psychotischer Symptome dar.
Psychiatrische Forschung