10.4126/38m-000000423
Sabashnikov, Anton
Erste Erfahrungen mit zirkulierenden Endothelzellen als modernem Marker der Endothelschädigung in der wenig invasiven Koronarchirurgie: Ist die Mini-HLM äquivalent zum OPCAB-Verfahren?
Deutsche Zentralbibliothek für Medizin
2011
610 Medical sciences; Medicine
ger
Thesis
urn:nbn:de:hbz:38m-0000004235
67 pages
text/html
Einleitung. Patienten, die mit Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine operiert
werden, entwickeln eine systemische inflammatorische Reaktion (SIRS). Zu
deren Vermeidung wurden in den letzten Jahren mehrere technische
Optimierungen der extrakorporalen Kreisläufe implementiert. Hauptsächlich um
den Kontakt des Blutes mit Fremdoberflächen zu minimieren, tendiert man
aktuell zur Verkleinerung bzw. kompletten Vermeidung des kardiopulmonalen
Bypass. Als einer der wichtigsten Prozesse in der Entwicklung des SIRS wird
die Endothelaktivierung und Endothelschädigung betrachtet. Zirkulierende CD
146 positive Endothelzellen (CECs) haben sich bereits als ein spezifischer und
sensitiver Marker der Endothelzellaktivierung und Endothelzellschädigung
bewährt.
Fragestellung. In dieser Arbeit haben wir die beiden weniger invasiven
modernen Verfahren der Myokardrevaskularisation – OPCAB und Mini-HLM –
miteinander hinsichtlich der perioperativen Ergebnisse verglichen. Dies erfolgte
einerseits anhand standardisierter Labor- und klinischer Parameter,
andererseits international erstmalig anhand der Quantifizierung des modernen
Markers der Endothelzellschädigung im Sinne der Anzahl von CECs. Zusätzlich
erfolgte die Gegenüberstellung der invasiv gemessenen hämodynamischen
Parameter.
Methoden. Es handelt sich um eine randomisierte, prospektive Studie. Das
Gesamtkollektiv bestand aus 51 Patienten (34 Patienten in der Mini-HLMGruppe
und 19 in der OPCAB-Gruppe), die einer elektiven operativen
Myokardrevaskularisation unterzogen wurden. Für die Quantifizierung der
CECs wurde das moderne immunomagnetische Verfahren angewendet.
Grundlage dieser Methode sind die superparamagnetischen Dynabeads® aus
Polystyrol, die mit monoklonalen menschlichen anti-Maus IgG beschichtet sind.
Bei der Inkubation der Dynabeads® Pan-Maus-IgG mit dem Anti-CD-146-
Antikörper erfolgte die Kopplung der Immunoglobuline. Durch den Kontakt
dieses Komplexes mit den CECs des Nativblutes banden Anti-CD-146-
Antikörper an die Oberflächenantigene CD 146 der Endothelzellen. Im weiteren
Verlauf erfolgte die magnetische Isolierung dieser Komplexe und die
Quantifizierung unter dem Fluoreszenzmikroskop. Die Isolierung der CECs aus
dem Nativblut sowie die Bestimmung anderer Laborparameter (CK-MB,
Troponin T, Hämatokrit, NSE) erfolgte zu sechs Zeitpunkten perioperativ. Die
Messung der hämodynamischen Parameter wurde zu sieben Zeitpunkten
perioperativ durchgeführt.
Ergebnisse. Die präoperativen Daten (Alter, Größe, Gewicht und Euroscore)
sowie die postoperativen Merkmale wie Auftreten eines Durchgangssyndroms,
einer absoluten Arrhythmie bei Vorhofflimmern, Aufenthaltsdauer auf der
Intensivstation, Drainagemenge, Beatmungsdauer und Transfusionsmenge
zeigten keine signifikanten Unterschiede. Die durchschnittliche Anzahl der
betroffenen Koronargefäße, die koronarangiographisch betrachtet
revaskularisiert werden sollten, war in beiden Gruppen vergleichbar (p=0,204).
Die Operationsdauer sowie die durchschnittliche Anzahl der tatsächlich
durchgeführten peripheren Anastomosen war in der Mini-HLM-Gruppe
signifikant höher (p<0,01). Die Zahl der CECs (p=0,274), CK-MB (p=0,055),
Troponin T (p=0,108) sowie NSE (p=0,194) wiesen keinen signifikanten
Unterschiede auf. Auch die hämodynamischen Parameter PVR (p=0,462) und
CI (p=0,504) zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden
Gruppen. Sowohl in der Mini-HLM- als auch in der OPCAB-Gruppe wurden
postoperativ weder Schlaganfall, Myokardinfarkt noch ein letaler Ausgang
beobachtet. Es war keine Reoperation notwendig, und es trat kein frühzeitiger
Bypassverschluss auf.
Schlussfolgerung. Die Koronarrevaskularisation unter Verwendung der Mini-
HLM ist eine gut geeignete und „gering invasive“ Methode, die viele Vorteile
des OPCAB-Verfahrens erhält, zusätzlich aber eine komplettere
Revaskularisation ermöglicht und somit potentiell bessere postoperative
Langzeitergebnisse aufweisen kann.