10.23661/AS4.2018
Schwegmann, Claudia
Open Knowledge Foundation Deutschland e.V.
Holzapfel, Sarah
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / German Development Institute (DIE)
Daten für Entwicklung: eine Agenda für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
2018
2030-Agenda
Wirksamkeit
Evaluierung
Deutsche Entwicklungspolitik
Effectiveness
Evalution
German Development Policy
deu
https://doi.org/10.23661/bp12.2018
1.0
<p> Daten sind eine zentrale, aber unterschätzte Voraussetzung für die Umsetzung der Agenda
2030. Obwohl technische Innovationen, etwa Smartphones oder das Internet der Dinge, in den
vergangenen Jahren zu einer Explosion an Daten geführt haben, gibt es insbesondere in
Entwicklungländern und in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) noch erhebliche Lücken in
der Verfügbarkeit und Nutzung von Daten. Zu der Mehrzahl der 230 Indikatoren der
Sustainable Development Goals (SDGs) kann bisher nicht regelmäßig berichtet werden. <br />
Eine unabhängige Expertengruppe hat daher schon 2014 in ihrem Bericht an den
UN-Generalsekretär A World that Counts nicht weniger als eine Datenrevolution gefordert,
um die Umsetzung der SDGs zu unterstützen. Daten sind eine der wichtigsten Grundlagen für
die Planung, Steuerung und Evaluierung von Projekten und Entwicklungsstrategien. Bei der
Datenrevolution für nachhaltige Entwicklung geht es darum 1) Datenlücken unter
Zuhilfenahme neuer Technologien und zusätzlicher Ressourcen zu schließen, 2) Data literacy
global zu stärken, Datennutzung zu fördern und einen gleichberechtigten Zugang zu
ermöglichen, 3) ein „Datenökosystem“, das globalen Standards folgt, zu schaffen, um die
Datenqualität zu verbessern, Datenaggregation zu ermöglichen und -missbrauch zu
verhindern. <br /> Die Datenrevolution für nachhaltige Entwicklung ist eine Herausforderung
für alle Länder. Sowohl in den Partnerländern als auch in allen deutschen Politikbereichen
gibt es großen Nachholbedarf. In diesem Papier liegt der Fokus auf der deutschen EZ. <br />
Insgesamt ist das Thema Daten in den Organisationen der deutschen EZ und ihren Vorhaben
bisher wenig präsent und die Forderung nach evidenzbasierter und datenbasierter Arbeit
wird oft auf die Evaluierung verengt. Es gibt keinen results framework für die deutsche EZ
um die Portfoliosteuerung zu unterstützen. Das Monitoring auf Projektebene ist oft
unzureichend, da die Datenqualität vielfach schwach ist und Kapazitäten fehlen. In den
Partnerländern richten die Durchführungsorganisationen (DOs) häufig parallele Strukturen
für Monitoring und Evaluierung (M&E) ein, um den Fortschritt der von ihnen
durchgeführten Maßnahmen zu überwachen, statt so weit wie möglich nationale statistische
Systeme zu nutzen und zu stärken. Erhobene Daten und Projektfortschrittsberichte werden in
der Regel nicht veröffentlicht. <br /> Aus der Analyse lassen sich folgende Empfehlungen
ableiten: </p>
<ul>
<li>
<p>Die deutsche EZ sollte sich auf gemeinsame Datenstandards und Grundprinzipien in der
Datennutzung einigen, wie z.B. Open Data by Default. Gleichzeitig sollten
Persönlichkeitsrechte gewährleistet werden.</p>
</li>
<li>Das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) sollte
mit allen Akteuren der deutschen EZ (andere Ministerien, DOs, nichtstaatliche Akteure)
eine Datenstrategie entwickeln, die die unterschiedlichen Datenquellen und -typen
berücksichtigt, auf gemeinsamen Standards und Grundprinzipien aufbaut und darauf
ausgerichtet ist, eine Datenkultur in allen Arbeitsbereichen der deutschen EZ zu
fördern.</li>
<li>Auf internationaler Ebene sollte sich die Bundesregierung aktiv in die Umsetzung und
Weiterentwicklung des Cape Town Global Action Plan for Sustainable Development Data
einbringen</li>
<li>Deutschland sollte den finanziellen Beitrag zur Daten- und Statistikentwicklung in
Partnerländern steigern, mittelfristig die Nutzung paralleler M&E-Systeme
abschaffen und die Unterstützung nationaler statistischer Systeme in allen EZ-Maßnahmen
fördern.</li>
</ul>
Analysen und Stellungnahmen